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Samstag, 6 Dezember 2025

Ermittlerteam in Münster: Münster-"Tatort": Kalte Leiche, alte Liebe, großes Goodbye
Ermittlerteam in Münster: Münster-"Tatort": Kalte Leiche, alte Liebe, großes GoodbyeEin tiefgefrorener Toter in einer Fahrrad-Manufaktur ruft Kommissar Thiel und Professor Boerne im "Tatort" aus Münster auf den Plan. Fans der unnachahmlichen TV-Staatsanwältin Klemm müssen stark sein.

In diesem "Tatort" aus Münster ist ab der 68. Minute nichts mehr wie vorher. Die Folge "Die Erfindung des Rades" hält eine ganze Reihe von Überraschungen bereit - kleine und große. Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ermitteln im Umfeld des Fahrrad-Traditionsherstellers Hobrecht. Der Grund: Ein ungeliebtes Mitglied der Familie Hobrecht wird als tiefgefrorene Leiche in einer Kiste entdeckt.

Es geht ungewöhnlich los, mit einer Mordszene in Schwarz-Weiß im Jahr 1882. Und man reibt sich die Augen: Der üblicherweise mit extravagantem PS-Schlitten ausgestattete Rechtsmediziner Professor Boerne fährt diesmal Fahrrad. Das Duo Thiel-Boerne geht weniger bissig-zynisch miteinander um als sonst. Vor allem aber zeigt die normalerweise kettenrauchende, ruppige Staatsanwältin Wilhelmine Klemm völlig ungekannte Seiten - bevor sie dann furios abtritt.

Eine eisige Leiche und ein geschocktes Publikum

Die Story: Firmenchef Kurt Hobrecht (Hannes Hellmann) will dem geladenen Publikum in seiner Manufaktur eine wahre Sensation präsentieren: Ein Rad, das nach einer Originalzeichnung von 1882 gefertigt wurde, die wiederum bei betrieblichen Bauarbeiten entdeckt worden war. Es gehe um nicht weniger als den Beweis, dass das weltweit allererste moderne Fahrrad in Münster erfunden wurde - und nicht 1884 in England, wie er triumphiert.

Allerdings befindet sich bei der geplanten Enthüllung statt des gepriesenen Meisterwerks dann eine Kühltruhe mit der Leiche seiner Bruders Albert in der Radkiste. Den alten Geizkragen mochte keiner der teilweise doch sehr seltsamen und ehrgeizigen Familienmitglieder - und so entpuppen sich alle Angehörigen als mehr oder minder tatverdächtig.

Verraten sei: Bei den Ermittlungen spielen Holzstückchen im Oberschenkel des Toten, gebrochene Fingerknochen und Reste einer Topinambur-Knolle im Magen des Opfers eine Rolle. Und Thiels Vater (Claus Dieter Clausnitzer) hat ein wichtiges Detail zur Lösung des Falls beizutragen.

Was ist los mit Staatsanwältin Klemm?

Staatsanwältin Klemm wirkt anders, fast wie ausgewechselt. "Man hat Frau Klemm privat in all den Jahren so gut wie nie erlebt", gibt Schauspielerin Mechthild Großmann dazu zu bedenken. "Man hat sie im Grunde immer nur in so was wie einer Uniform gesehen - im Kostüm, Anzug, kleine Handtasche, Aktendings."

Nur am Rande habe das TV-Publikum mal andeutungsweise Privates erfahren. Dass es eine Abtreibung während des Studiums gegeben haben soll oder sie in einem besetzten Haus gelebt habe, sagt Großmann (76) der Deutschen Presse-Agentur. "Und das sind Geschichten, die nicht besonders staatsanwältlich sind. Sie ist so jemand, dem man alles zutraut."

Rund 23 Jahre lang ist die Künstlerin - sie spielt auch Theater, hält Lesungen und ist Synchronsprecherin - in die Rolle der unangepassten Juristin geschlüpft, kennt alle Facetten der TV-Figur. Immer wieder hat die Staatsanwältin Thiel bei der Arbeit ausgebremst. Jetzt aber zeigt sie aber reges Interesse am Fall.

Die Staatsanwältin und die Liebe ihres Lebens

Erstaunlich: Klemm greift nicht zur Zigarette, sie wirkt milde, die tiefe Reibeisen-Stimme klingt weicher, man sieht sie daheim Champagner schlürfend im langen roten Kleid. Woher kommt die Wandlung? "Kurt Hobrecht war die erste große Liebe meines Lebens", vertraut die Staatsanwältin im Laufe der Ermittlungen schließlich Thiel an. Vor 50 Jahren hatte der Besagte sie heiraten wollen, sie lehnte ab, beide hatten sich danach komplett aus den Augen verloren. Doch jetzt knistert es wieder.

Problem nur: Seniorchef Kurt Hobrecht gehört zu den Tatverdächtigen. Und er gesteht sogar. Das Ganze nimmt Klemm erkennbar mit. Als sie Thiel im Büro dann beinahe beiläufig mitteilt, dass sie aufhört - und der nach dem Grund fragt, ist sie noch mal kurz ganz die Alte: "Weil ich zu alt für den Scheiß bin." Das kommt in Minute 68 - ein herber Schnitt, auch wenn ihr Ausstieg vom WDR schon vor Längerem angekündigt worden war.

Sind Klemm und Großmann in all den Jahren verschmolzen?

Steckt nach 23 Jahren in der TV-Rolle auch ein wenig Staatsanwältin Klemm im Privatmenschen Mechthild Großmann? "Das wollen wir mal nicht hoffen", sagt die 76-Jährige augenzwinkernd. Und ergänzt ernsthaft: "Das ist eine Fernseh-Realität." Sie bekomme ein Drehbuch und "da steht minuziös drin, was ich spielen soll." Der Regisseur sage dann, wie er es gerne hätte. "Natürlich können Schauspieler auf ihre Art spielen und haben da ihre Möglichkeiten."

Aber bis einschließlich ihres letzten Auftritts galt für die Figur Klemm: "Da sind keine eigenen Einfälle drin." Zum Glück: Die Staatsanwältin muss am Ende nicht den TV-Tod sterben. Großmanns Bilanz fällt positiv aus. Für den "Tatort" aus Münster habe sie immer gerne gedreht. Die Serie sei "familienkompatibel" und "nicht so blutig, auch nicht so anonym".

Fernsehen: Gottschalks großes Show-Finale
Fernsehen: Gottschalks großes Show-FinaleEs soll eine unterhaltsame Samstagabendshow werden und zugleich der Schlusspunkt einer einzigartigen TV-Karriere: Der krebskranke Thomas Gottschalk verabschiedet sich bei RTL von der großen Bühne.

Dass Thomas Gottschalk in TV-Rente gehen würde, war schon länger bekannt. Kurz vor seinem 75. Geburtstag im Mai sagte er, der Zeitpunkt sei gekommen, "wo man sagen sollte, man nimmt sich selber raus". Heute um 20.15 Uhr ist es nun so weit. Noch einmal ins Rampenlicht. Mit der RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" verabschiedet sich Gottschalk von der Samstagabendunterhaltung. Ein Auftritt im Schatten seiner Krebserkrankung.

Mit Gottschalk ziehen sich auch seine Co-Stars Günther Jauch und Barbara Schöneberger nach sieben Jahren aus der RTL-Spielshow zurück, wie der Sender mitteilte. "Gemeinsam haben die drei die Show über Jahre hinweg maßgeblich mit ihrem Zusammenspiel, ihrem Humor und ihrer Spontaneität geprägt", hieß es von RTL.

"35 Jahre lang den Samstagabend betreut"

Entertainer Gottschalk hatte seine Erkrankung bis vor wenigen Tagen geheim gehalten, auch dann noch, als er bei öffentlichen Auftritten bereits angeschlagen und unkonzentriert wirkte, sich verhaspelte und Häme einstecken musste. Momente der Schwäche wie bei der Bambi-Gala in München kannte das Publikum von dem Entertainment-Profi nicht.

"Ich habe 35 Jahre lang den Samstagabend betreut und im Griff gehabt", bilanzierte Gottschalk im Mai. So war das, so kannte ihn das Publikum. Auftritte jetzt abzusagen, sei für ihn nicht infrage gekommen, sagte Gottschalk der "Bild". Er habe seine Verträge erfüllen wollen. Inzwischen sei ihm aber klar geworden: "Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden."

Aus seinem Kollegenkreis bekam der Moderator Zuspruch. Kabarettist Ottfried Fischer sagte im dpa-Interview zu Gottschalks Entschluss, über seine Krankheit zu sprechen: "Das ist eigentlich das Gescheiteste. Man gibt es zu und hat die ganze Nummer vom Hals." Fischer hatte 2008 seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht und dies als Befreiung empfunden.

Gottschalks langjähriger Kollege und Freund Fritz Egner bietet seine Hilfe an. "Ich möchte mich da jetzt gar nicht vordrängeln. Doch selbstverständlich bin ich jederzeit offen und da, wenn er jemanden braucht, mit dem er reden will. Er kann sich jederzeit melden", sagte der 76-Jährige.

Dank ans Publikum

Dass ihm vor allem sein Publikum am Herzen liegt, unterstrich Gottschalk bei der Verleihung der Romy für sein Lebenswerk vergangenen Freitag in Kitzbühel: "Man glaubt immer, dass mit zunehmendem Alter die Dankbarkeit geringer wird, was solche Preise betrifft", sagte er. "Aber man weiß, dass hinter all diesen Preisen das liegt, was einem am meisten bedeutet hat - nämlich das Publikum. Und ich habe dem Publikum dafür zu danken, dass es mir so lange die Treue gehalten hat."

Dem einstigen Liebling der Fernsehnation gelang es zuletzt aber nicht mehr so leicht wie früher, die Herzen zu erobern. Gottschalk eckte mit Aussagen an. Sei es in seinem inzwischen beendeten "Supernasen"-Podcast mit Mike Krüger oder in Interviews. Der Moderator wiederum fühlte sich zuletzt oft unverstanden, er beklagte sich auch öffentlich darüber.

Die Flapsigkeit, die einst als seine große Stärke galt, wurde ihm ein Stück weit zum Verhängnis. Bei der Romy-Verleihung sagte Gottschalk nun einmal mehr, er habe sich in seiner Karriere eben oft nicht richtig überlegt, was er gesagt habe.

Entertainer alter Schule

Rund 50 Jahre im Showgeschäft liegen hinter ihm. Auch wenn er immer seine Liebe zum Radio betonte, so war es das Fernsehen, das Gottschalk in die A-Liga der Showmaster katapultierte. Im Bayerischen Rundfunk ließ er sein Moderatoren-Talent sowie sein Gespür für Situationskomik und schnellen Witz aufblitzen. Mit "Wetten, dass..?" im ZDF schaffte er es, Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten zu versammeln - und wurde zur Fernsehikone.

Allerdings war längst nicht jede Show, die er moderierte, ein Quotenschlager. Mit seiner Late-Night-Show bei RTL setzte er Mitte der 1990er Jahre noch Maßstäbe, Formate wie "Gottschalks Hausparty" bei Sat.1 oder der Vorabend-Talk im Ersten sind dagegen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. Mit seinem Kumpel Günther Jauch und Moderatorin Barbara Schöneberger blödelte er sich mit der Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" in den vergangenen Jahren durch den Samstagabend bei RTL.

Ein "Wetten, dass..?"-Revival im Jahr 2021 versetzte dann die TV-Nation kurzzeitig geradezu in einen Rausch. Fast 14,5 Millionen Menschen tauchten für einen Abend ein in die Ära des "TV-Lagerfeuers der Nation", eine Zeit, in der Gottschalk mit seiner Art das Fernsehen aufmischte, als modern und frech galt - und die ihn heute zum letzten großen Entertainer alter Schule macht.

Große Rentenreform: Bas über Rente: "Wir brauchen ein ganz neues System"
Große Rentenreform: Bas über Rente: "Wir brauchen ein ganz neues System"Nach Verabschiedung des Rentenpakets ist vor der großen Rentenreform: Arbeitsministerin Bas setzt auf eine Kommission, die noch vor Weihnachten eingesetzt werden soll - Denkverbote ausgeschlossen.

Nach der Verabschiedung des Rentenpakets im Bundestag spricht sich Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) für ein rundum erneuertes Rentensystem aus. "Es wird nicht reichen, nur an zwei Schräubchen zu drehen, sondern wir brauchen ein ganz neues System", sagte Bas am Abend in den ARD-"Tagesthemen". Deutschland müsse sich an anderen europäischen Ländern orientieren, die solche Reformen vorgemacht hätten. Als Beispiele nannte sie Schweden, die Niederlande, Dänemark und Österreich.

"Das muss eine mutige Reform sein. Und ich glaube, das können auch nur die Volksparteien schaffen", sagte Bas. Es sei nun wichtig, ein System zu schaffen, das für viele Jahre und für alle Generationen halte.

Nach monatelangen Diskussionen hatte der Bundestag am Freitag für das Rentenpaket gestimmt, es muss noch den Bundesrat passieren. Streit gab es in der Frage nach der Stabilisierung des Rentenniveaus und der Ausweitung der Mütterrente. Noch vor Weihnachten soll eine Rentenkommission eingesetzt werden. Die Wissenschaft soll ebenso vertreten sein wie Politikerinnen und Politiker – auch explizit die junge Generation. Bis Mitte 2026 sollen Vorschläge vorliegen – die dann rasch in ein Gesetzgebungsverfahren münden sollen.

Bas: Wir wollen da keine Denkverbote vorgeben

Bas sagte, es sei wichtig, dass "die junge Generation jetzt auch ihre Stimme in der Rentenkommission hat". Sie gehe auch davon aus, dass die Jungen Gruppe der Unionsfraktion, die gegen das Rentenpaket war, in der Kommission vertreten sein werde. "Der Kommissionsvorschlag wird so sein, dass da alle Themen auf den Tisch kommen", sagte Bas. "Da geht es um das Renteneintrittsalter. Da geht es um die Verbreiterung – wer soll einzahlen. Da geht es um Einkünfte. Und insofern wollen wir da keine Denkverbote vorgeben. In der Tat soll alles besprochen werden." Bas betonte: "Wir müssen uns alle aufeinander zubewegen."

Die SPD-Chefin sagte weiter, bei künftigen Vorhaben müsse die schwarz-rote Regierung anders agieren als zuletzt in der Diskussion über das Rentenpaket. Die Koalitionsparteien müssten nun lernen, "dass wir viel früher solche Entscheidungen natürlich abklären miteinander und es nicht mehr zu solchen Konflikten kommt, die über Wochen in der Gesellschaft diskutiert werden".

In der Kommission sollen auch Punkte besprochen werden, die für Union oder SPD Stand heute jeweils Tabus sind: eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit über 67 hinaus für gesetzlich Versicherte und die Einbeziehung weiterer Gruppen in die gesetzliche Rente, also eventuell von Beamtinnen und Beamten. Ansonsten soll die Kommissionsarbeit auf kosten- und rentendämpfende Faktoren in der Rentenformel abzielen.

Lösung für Personalengpässe: Auch Rentner steuern Busse und Bahnen der Rheinbahn
Lösung für Personalengpässe: Auch Rentner steuern Busse und Bahnen der RheinbahnViele Fahrer gehen im Ruhestand. Die Rheinbahn will ihre Erfahrung weiter nutzen und legt deshalb das Programm "Weiterfahrt" auf.

Busse und Bahnen der Rheinbahn können auch von berufserfahrenen Rentnern gesteuert werden. Pro Jahr verließen im Schnitt rund 100 Fahrerinnen und Fahrer das Unternehmen in den Ruhestand und mit ihnen viel Erfahrung, Routine und Ortskenntnis, teilte die Rheinbahn mit.

Gemeinsam mit dem Betriebsrat sei deshalb das Programm "Weiterfahrt" entwickelt worden, das abrufbare Einsätze ab 15 Stunden pro Monat ermögliche. Diese Flexibilität helfe, kurzfristige Spitzen abzufedern, offene Dienste zu schließen und das Stammpersonal zu entlasten, heißt es.

Für Fahrer und Fahrerin im Ruhestand biete sich damit die Möglichkeit, flexibel weiterzumachen. Das Unternehmen bekomme somit auch mehr Spielraum für Teilzeitmodelle. Außerdem seien die Kapazitäten der eigenen Fahrschule begrenzt, neue Fahrerinnen und Fahrer zu qualifizieren, erklärte die Rheinbahn.

Thomas Gottschalk verabschiedet sich auf RTL von Samstagabend-Fernsehunterhaltung
Thomas Gottschalk verabschiedet sich auf RTL von Samstagabend-FernsehunterhaltungDie Showmaster-Legende Thomas Gottschalk verabschiedet sich am Samstag (20.15 Uhr) von der großen Fernsehbühne. Gottschalk will in der RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" zum letzten Mal Teil einer großen Show im Hauptprogramm sein. Laut RTL soll der 75-Jährige an der Seite seiner Mitstreiter Günther Jauch und Barbara Schöneberger einen Abschied der "Extraklasse" bekommen.

Gottschalk gab seinen Rückzug schon im Mai bekannt. Wenige Wochen später wurde bei ihm eine aggressive Krebserkrankung diagnostiziert, wie erst kürzlich bekannt wurde. Gottschalk hatte bei öffentlichen Auftritten zuletzt einen verwirrten Eindruck gemacht, was er danach mit der Einnahme starker Schmerzmittel erklärte. RTL will die Sendung zeitversetzt ausstrahlen.

Merz reist zu Antrittsbesuchen nach Jordanien und Israel
Merz reist zu Antrittsbesuchen nach Jordanien und IsraelBundeskanzler Friedrich Merz (CDU) reist am Samstag zu seinen Antrittsbesuchen nach Jordanien und Israel. Erster Programmpunkt ist ein Treffen mit dem jordanischen König Abdullah II. in der Hafenstadt Akaba. Dabei soll es unter anderem um die angespannte Lage in der Nahost-Region gehen. Anschließend reist Merz nach Israel weiter, wo ein Gespräch mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geplant ist. Bei dem Treffen am Sonntag in Jerusalem dürfte es auch um die Meinungsverschiedenheiten der vergangenen Monate gehen.

Merz hatte wiederholt Kritik an Israels aggressiver Kriegsführung im Gazastreifen geübt. Auf israelischer Seite herrschte große Verärgerung über das von Merz verhängte Teil-Waffenembargo; dieses ist aber seit vergangener Woche aufgehoben. Dem Kanzler sei "das Verhältnis zu Israel ein besonderes Anliegen", sagte Vizeregierungssprecher Sebastian Hille. Das heiße aber nicht, "dass man nicht auch Dinge kritisch sehen kann". In diesem Zusammenhang nannte er unter anderem "die massive Zunahme von Gewalt von Siedlern gegen palästinensische Zivilisten".

pw/dja

Debatte um Kernkraft: Grüne: Söders kanadischer Wunsch-Atommeiler ist 66 Jahre alt
Debatte um Kernkraft: Grüne: Söders kanadischer Wunsch-Atommeiler ist 66 Jahre altBayerns Regierungschef Söder forderte jüngst moderne Mini-Atomkraftwerke. Dabei verwies er auf Meiler in Kanada. Nun ist der Name eines Reaktors aufgetaucht, der aber alles andere als neu ist.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beruft sich aus Sicht der Grünen bei seinem Ruf nach neuen Mini-Atommeilern für Deutschland auf einen 66 Jahre alten Forschungsreaktor aus Kanada. Sie verweisen dabei auf eine Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine entsprechende Anfrage des energiepolitischen Sprechers der Fraktion, Martin Stümpfig. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur in München vor.

Stümpfig: Söder hat wieder einmal bewusst Märchen erzählt

"Markus Söder hat wieder einmal den Menschen im Land und auch dem Bayerischen Landtag bewusst Märchen erzählt. Er spricht von mehreren wundersamen smarten kanadischen Minireaktoren. In der Realität bleibt dann nur ein einziger kanadischer Reaktor, der so alt ist wie die ersten Farbfernseher und bis heute keine einzige Kilowattstunde Strom erzeugt hat", sagte Stümpfig.

Unter anderem betreibe Kanada mit dem "McMaster Nuclear Reactor (MNR) an der McMasterUniversity einen Forschungsreaktor, der technisch und organisatorisch in mehreren Aspekten in die Kategorie "Small Modular Reactor" fällt", heißt es wörtlich in der Antwort des Ministeriums. Stümpfig hatte die Staatsregierung nach dem in Kanada in Betrieb befindlichen Atommeiler gefragt, auf den sich CSU-Chef bei seiner politischen Forderung nach dem Bau von Mini-Atomkraftwerken bezogen habe.

Söder forderte Reaktoren, "wie es sie in Kanada bereits gibt"

Söder hatte zuvor in der "Welt" erklärt: "Es geht nicht darum, dass wie früher große Meiler hochgezogen werden. Ich spreche von kleineren, smarten Reaktoren, wie es sie in Kanada bereits gibt." Auch in seiner Regierungserklärung im Landtag wiederholte Söder seine Forderung, wenn auch etwas defensiver formuliert: "Und natürlich sollten wir auch neue smarte Kernreaktoren prüfen, wie sie in Kanada und in der Schweiz auf den Weg gebracht werden."

Stümpfig: Verweis auf alten Meiler ist ein Offenbarungseid

Für Stümpfig ist die Antwort des Ministeriums auf den kanadischen Meiler aus dem Jahr 1959 ein Offenbarungseid. Die Falschinformation reihe sich "nahtlos in seinen Atomwahn ein, in dem er zuletzt Experten zur Reaktivierung von Isar 2 frei erfunden hat". Es sei erschreckend, wie weit sich der Ministerpräsident von den Fakten entferne und den Menschen Sand in die Augen streue. "Die Atommärchen von Söder müssen endlich aufhören, denn sie schaden dem Ansehen Bayerns in der Welt und lösen nicht ein einziges Energieproblem."

Für Stümpfig ist dabei besonders brisant, dass der besagte Reaktor einer der ältesten Reaktoren weltweit sei. "Er wurde rein zu Forschungszwecken vor allem im medizinischen Bereich entwickelt und hat bis heute noch keine einzige Kilowattstunde Strom ins kanadische Netz eingespeist."

Keinerlei Angaben zur Frage nach Wirtschaftlichkeit von Mini-Meilern

In der Wissenschaft sei es zudem Konsens, dass kleine Atomreaktoren erst ab einer sehr hohen Stückzahl von rund 1.000 Atomreaktoren in die Nähe einer Wirtschaftlichkeit für Bau und Betrieb gelangten und ansonsten die Stromkosten viel zu hoch wären, so Stümpfig. Dass die Staatsregierung hierzu "keinerlei Auskunft gibt und nur auf die allgemeine Berichterstattung verweist, zeugt davon, dass hier Null Komma Null Substanz hinter den Ankündigungen steckt."

Söder hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen einen Ausstieg aus der Kernkraftnutzung ausgesprochen. Er begründete dies immer wieder mit dem Bedarf an kostengünstiger Energie. Selbst die früheren Betreiber der Atommeiler erklären aber seit langem, dass Atomstrom die teuerste Form der Stromerzeugung mit bis zu 49 Cent pro Kilowattstunde ist.

Natur: Monitoring: Zahl der Kormorane am Bodensee deutlich gesunken
Natur: Monitoring: Zahl der Kormorane am Bodensee deutlich gesunkenAm Bodensee gibt es deutlich weniger Kormorane. Fachleute sehen einen Zusammenhang mit dem Rückgang der Fische.

Die Zahl der Kormorane am Bodensee ist einem Verein nach deutlich gesunken. Der Bestand an Brutpaaren sei seit 2023 von 1.594 auf 1.150 um mehr als ein Viertel gefallen, teilte die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee (OAB) mit. Auch bei den überwinternden Vögeln gebe es seit einigen Jahren keinen weiteren Anstieg mehr. Dies würden die Ergebnisse der verschiedenen OAB-Monitoringprogramme am Bodensee zeigen.

Die Experten gehen davon aus, dass es weniger Kormorane sind, weil es auch weniger Fische im Bodensee gibt. Vor allem das überraschende Verschwinden der Stichlinge könnte demnach ein Grund für den Rückgang der Vögel sein, die sich von Fisch ernähren. Die OAB erfasst eigenen Angaben nach in ihren Monitoringprogrammen alle Wasservögel am Bodensee von September bis April im monatlichen Rhythmus seit über 60 Jahren.

Zahl war in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen

Eigentlich stehen Kormorane unter Naturschutz, doch ihr Bestand hat in den 2010er Jahren deutlich zugenommen. Seit Jahren beschäftigt ein mögliches Kormoran-Management am Bodensee deswegen die Politik. Im kommenden Jahr soll ein Pilotprojekt zur Eindämmung des Bestandes starten. Dabei werden etwa die Eier der Vögel per Drohne in den Nestern mit Öl eingesprüht, damit sie nicht ausgebrütet werden können. Seit 1997 brüten die Vögel laut OAB am See.

Auch angesichts der neuen Zahlen will das Umweltministerium an dem Pilotprojekt festhalten, wie eine Sprecherin erklärte. Im kommenden Jahr soll auch wieder eine offizielle Brutbestandserfassung durch die Landesanstalt für Umwelt erfolgen.

Vogelexperten halten Kormoran-Abwehr für wirkungslos

OAB-Vorstand Gernot Segelbacher hält den Drohnen-Eingriff dagegen aus verschiedenen Gründen für unnötig. Mit dem Fluggerät komme man nicht so einfach an die Nester in den Bäumen. In den Schutzgebieten seien auch andere Vögel, was zu relativ großen Kollateralschäden führen könne. "Wir haben einen massiven Störeffekt auf andere brütende Vogelarten", sagte der Experte.

Außerdem würden seit Jahren um die 800 Kormorane geschossen. "Alle diese Abschüsse hatten keinen Effekt." Da stelle sich natürlich die Frage, was der Eingriff in ein paar Kolonien bringen solle.

Kriminalität: Telefonbetrüger verursachten Millionenschäden
Kriminalität: Telefonbetrüger verursachten MillionenschädenSchockanrufe, Telefonate mit falschen Polizisten oder vermeintliche Gewinnbenachrichtigungen: Telefonbetrüger sind kreativ. Und erbeuten damit Millionen.

Callcenter-Betrüger haben im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits mehrere Millionen Euro Schaden in Rheinland-Pfalz angerichtet. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte im ersten Halbjahr rund 900 Fälle von sogenannten Callcenterbetrügen, wie es der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dabei entstand ein Schaden von rund 3,8 Millionen Euro.

Das LKA unterscheidet bei den Fällen zwischen Inlands- und Auslandstaten. Als Auslandstaten werden demnach Fälle bezeichnet, bei denen die Täter ausschließlich aus dem Ausland heraus gehandelt haben.

Unterscheidung von Inlands- und Auslandstaten

Bei Inlandstaten entstand demnach im ersten Halbjahr ein Schaden von rund 3,3 Millionen Euro. 129 von rund 200 Inlandstaten wurden vollendet, hieß es. Laut Auswertung gab es rund 700 Auslandstaten, von denen rund 100 vollendet wurden. Nach Angaben des LKA entstand dabei ein Schaden von rund 520.000 Euro.

Unter Callcenter-Betrug fallen demnach Schockanrufe und Anrufe mit falschen Polizeibeamten, Enkeltricks, falschen Amtsträger oder Gewinnbenachrichtigungen. Diese Phänomene werden laut LKA erst seit 2024 in der Polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet.

Unfälle von Zweirädern: Weniger Motorradunfälle – doch mehr Tote auf den Straßen
Unfälle von Zweirädern: Weniger Motorradunfälle – doch mehr Tote auf den StraßenEs gibt weniger Motorradunfälle, doch die positive Bilanz in Baden-Württemberg trügt. Welche Rolle Tempo und Eigenverantwortung spielen.

In Baden-Württemberg verunglücken zwar immer weniger Motorradfahrer, doch die Folgen werden dramatischer. Auch in der diesjährigen Saison ging die Zahl der Unfälle ein weiteres Mal zurück, allerdings starben dieses Mal mehr Bikerinnen und Biker als im Vorjahr. Nach Angaben des Innenministeriums kamen zwischen März und Oktober 67 Männer und Frauen auf ihren Zweirädern ums Leben, das sind 4 mehr als im Jahr zuvor. Zum Vergleich: In der Motorradsaison 2017 starben noch über 100 Menschen.

Laut Ministerium nahm die Polizei insgesamt 4.050 Motorradunfälle auf, das sind 3,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl der Verletzten ging zurück: 3.311 Fälle bedeuten ein Minus von 2,5 Prozent. Schwer verletzt wurden 883 Menschen, ein Rückgang um rund 11 Prozent.

Vor allem das Tempo ist schuld

Wie bereits in den Jahren zuvor sind die Motorradfahrer- und fahrerinnen auch in der abgelaufenen Saison laut Statistik für die meisten tödlichen Unfälle selbst verantwortlich gewesen: Fast zwei Drittel wurden von ihnen verursacht. Der häufigste Grund bleibt das zu hohe oder nicht angepasste Tempo – etwa in Kurven, auf nassen Straßen oder in unübersichtlichen Abschnitten.

"Wir haben einiges erreicht, aber wir haben freilich noch Arbeit vor uns", sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu den Zahlen. Es müsse immer wieder dafür sensibilisiert werden, wie gefährlich es sei, zu schnell unterwegs zu sein. Im Zweifel entscheide das Tempo über Leben und Tod, sagte Strobl.

Tausende Biker kontrolliert

In der vergangenen Saison reagierte die Polizei mit zunehmenden Kontrollen. Laut Ministerium wurden bei rund 1.700 Einsätzen mehr als 16.300 Bikerinnen und Bikern überprüft. Geschwindigkeitsverstöße, technische Manipulationen, etwa an Auspuffanlagen: Mehr als 4.700 Verstöße fielen den Beamten auf. Nach Angaben des Ministeriums suchten Beamtinnen und Beamten auch oft das Gespräch, gaben Hinweise zum sicheren Fahren und Tipps zu guter Schutzkleidung.

Münchner S-Bahn: Arbeiten an Stammstrecken – So ist die Innenstadt erreichbar
Münchner S-Bahn: Arbeiten an Stammstrecken – So ist die Innenstadt erreichbarWer am zweiten Adventswochenende in das Münchner Stadtzentrum fahren will, muss bei der Fahrt mit der S-Bahn mit Einschränkungen rechnen. So kommen Fahrgäste trotzdem ans Ziel.

Auf dem Weg in die Münchner Innenstadt müssen S-Bahn-Fahrgäste am Wochenende wieder mit Einschränkungen rechnen. Von Samstagabend, 21.45 Uhr, bis Montag, 5.00 Uhr, soll nur eine einzige S-Bahn-Linie auf der Stammstrecke fahren, die als zentrale Route durch die Innenstadt führt. Zusätzlich soll die S2 von Westen her zumindest bis zum Isartor unterwegs sein.

Die restlichen S-Bahn-Linien enden demnach je nach Route aus Westen kommend am Hauptbahnhof, am Heimeranplatz oder in Pasing. Aus östlicher Richtung ist in Trudering, Giesing und am Ostbahnhof Schluss.

Wie Fahrgäste dennoch in die Innenstadt kommen

Wer dennoch mit der S-Bahn in die Innenstadt will, kann zwischen Trudering und Ostbahnhof in Ersatzbusse umsteigen. Ab Giesing und Heimeranplatz sollte ein Umstieg in die U-Bahn in Betracht gezogen werden. Von Pasing aus können Fahrgäste in Regionalzüge zum Hauptbahnhof oder in die Tram umsteigen.

Grund für die Einschränkungen sind laut Bahn Gleis- und Kabeltiefbauarbeiten sowie die Prüfung des Untergrunds auf mögliche Weltkriegsblindgänger am Ostbahnhof, wo ebenfalls Bauarbeiten für die zweite Stammstrecke laufen. Ähnliche Einschränkungen soll es deshalb auch am zweiten Adventswochenende geben - ebenfalls von Samstagabend bis Montagfrüh.

Weihnachtgeschäft: Wie Temu und Shein dem Einzelhandel vor Weihnachten zusetzen
Weihnachtgeschäft: Wie Temu und Shein dem Einzelhandel vor Weihnachten zusetzenViele Menschen in Deutschland kaufen ihre Weihnachtsgeschenke bei asiatischen Shoppingportalen - zum Ärger des Handels. Wie groß ist der Schaden?

263 Euro - so viel Geld möchten die Menschen in Deutschland im Schnitt für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das geht aus einer YouGov-Umfrage hervor. Gute Aussichten für den Handel könnte man denken. Das Weihnachtsgeschäft kommt jedoch bislang nicht recht in Schwung. Die Branche hat nicht nur mit der Kaufzurückhaltung zu kämpfen, sondern auch damit, dass viele ihr Geld woanders ausgeben. Vor allem asiatische Portale nehmen den Einzelhändlern Umsätze weg, wie mehrere Untersuchungen zeigen:

Jeder Fünfte kauft Weihnachtsgeschenke bei Temu, Shein & Co.

Gut jeder Achte in Deutschland (12 Prozent) hat laut YouGov bereits Weihnachtsgeschenke bei Temu, Shein oder AliExpress gekauft. Fast jeder Zehnte (9 Prozent) plant dies noch. Besonders gefragt sind Mode, Weihnachtsdeko, Spielzeug und Haushaltswaren. Die Hälfte der Käufer gibt bis zu 100 Euro bei den Portalen aus, ein weiteres Viertel zwischen 100 und 199 Euro, 14 Prozent geben mehr aus.

Umsätze von bis zu einer Milliarde Euro

Der Handelsverband Deutschland (HDE) schätzt, dass Temu und Shein im November und Dezember hierzulande einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro erzielen. "Diese Verkäufe entgehen den Händlerinnen und Händlern in Deutschland", sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Jeder verlorene Euro hinterlasse Spuren, da das Weihnachtsgeschäft über den Erfolg des Geschäftsjahres entscheide.

Insgesamt rechnet der Verband in den beiden Monaten mit 126 Milliarden Euro Umsatz - inflationsbereinigt wäre das etwa so viel wie im Vorjahr. Die Wochen vor dem Heiligabend sind für die Branche die wichtigsten des Jahres, aber viele Unternehmen erwarten ein schwaches Geschäft. Laut einer Händler-Umfrage des HDE rechnet nur jeder Zehnte damit, dass das Weihnachtsgeschäft besser verläuft als im Vorjahr. Jeder Zweite geht von einer Verschlechterung aus.

Modebranche besonders betroffen

"Temu und Shein belasten vor allem die Modehändler, die im vergleichbaren Preissegment tätig sind, also vor allem preisorientierte Formate, aber durchaus auch mittelpreisige Modehäuser", sagt Axel Augustin, Geschäftsführer des Branchenverbandes BTE. Der Verband schätzt, dass der Branche wegen der asiatischen Shops in diesem Jahr über drei Milliarden Euro Umsatz entgehen. Im Weihnachtsgeschäft sei das besonders schmerzhaft, so Augustin. Die Modebranche kämpft bereits seit längerem mit einer schwachen Nachfrage.

Rabattaktionen verlieren an Reiz

Wie groß die Anziehungskraft von Temu, Shein & Co. ist, lässt sich auch rund um den Black Friday beobachten. Laut einer Studie des Handelsforschungsinstituts IFH Köln verlieren die Rabatttage Ende November für viele Kunden zunehmend an Reiz. Jeder Dritte gibt dies in einer Umfrage an, bei Jüngeren sogar jeder Zweite. Ein Teil der Verbraucher verzichtet bewusst auf die Aktionstage. Ein Grund: Asiatische Shops bieten das ganze Jahr über niedrige Preise. 23 Prozent der Befragten sagen das, unter Jüngeren noch mehr.

Preisbewusstsein versus Bedenken

Wie ist der Erfolg der asiatischen Online-Plattformen zu erklären? Die Weihnachtszeit ist erneut stark vom Sparen geprägt. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Oliver Wyman wollen 39 Prozent der Verbraucher weniger für Weihnachtseinkäufe ausgeben.

Temu und Shein punkten vor allem mit niedrigen Preisen, sagt Ralf Deckers vom IFH Köln. Zudem bieten die Portale Produkte, die hierzulande kaum zu finden seien. Laut YouGov-Umfrage kaufen Konsumenten dort, weil sie eine riesige Auswahl finden (71 Prozent), regelmäßig angebotene Rabatte nutzen (54 Prozent) und Freude am Stöbern haben (44 Prozent).

Die Vorbehalte zeigen sich in den Gründen, die von Menschen angegeben werden, die dort nicht bestellen. 45 Prozent zweifeln an der Qualität, 41 Prozent sorgen sich um ihre Gesundheit. 32 Prozent bemängeln fehlende Sicherheitsstandards, 27 Prozent nennen ethische Bedenken wie Arbeitsbedingungen oder Umwelt. 23 Prozent möchten lokale Händler unterstützen, 19 Prozent fürchten das Risiko von Plagiaten und Fälschungen.

Rainer Münch, Handelsexperte bei Oliver Wyman, sagt: "Trotz aller Kritik haben sich Temu und Shein bei den Verbrauchern in Deutschland fest als Einkaufsstätte etabliert." Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei für viele unschlagbar.

Asiatische Portale wachsen immer weiter

Die großen asiatischen Anbieter Temu, Shein und AliExpress haben ihr Geschäft deutlich ausgebaut, wie Zahlen des E-Commerce-Verbandes Bevh belegen. Die drei Unternehmen erzielten 2025 in Deutschland pro Quartal zusammen über 800 Millionen Euro Umsatz - deutlich mehr als in den Vorjahreszeiträumen. Ihr Marktanteil im deutschen Onlinehandel beträgt inzwischen rund fünf Prozent.

Laut HDE werden täglich etwa 400.000 Pakete von Shein und Temu nach Deutschland verschickt. Der Verband beklagt mangelhafte Produktqualität und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Er fordert eine strengere Regulierung, schärfere Kontrollen sowie mehr Personal für den Zoll.

Zahl der Insolvenzen im Einzelhandel steigt

Der deutsche Einzelhandel steckt in der Krise, die Lage spitzte sich zuletzt zu. Von August 2024 bis August 2025 registrierte Allianz Trade 2.490 Insolvenzen – der höchste Wert seit Oktober 2016. "Der kometenhafte Aufstieg" der asiatischen Portale erhöhe den Wettbewerbsdruck auf hiesige Einzelhändler enorm und habe zum Anstieg der Insolvenzen beigetragen, sagt Branchenexperte Guillaume Dejean.

Ein ganz besonderer Mensch: Vom Nachtclub zur Kunst: Ein Besuch bei Mäzen Brabant
Ein ganz besonderer Mensch: Vom Nachtclub zur Kunst: Ein Besuch bei Mäzen BrabantFrank Brabant lebt inmitten einer hochkarätigen Gemäldesammlung – sogar die Küche ist voller Bilder. Wie der Nachtclub "Pussycat" sein Leben prägte und welche Rolle ein Teddybär spielt.

Frank Brabant ist ein Mäzen der ungewöhnlichen Art. Der 87-Jährige lebt in seiner Wiesbadener Dachgeschosswohnung inmitten Hunderter Bilder, der geschätzte Wert der Sammlung geht in die Millionen. In den Räumen findet sich kaum ein freier Fleck, auch nicht in der Küche oder im Bad, die Fenster sind teils von Kunst verdeckt.

Die hochkarätige Sammlung der klassischen Moderne ist in Fachkreisen bekannt. Ist doch mal eine Lücke an der Wand zu sehen, dann ist das Werk gerade an ein Museum weltweit verliehen. Seine Bilder seien "wie seine Kinder", sagt Brabant. Knapp 700 Werke sind es inzwischen, darunter welche von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner und Alexej von Jawlensky.

"Die Sammlung Brabant ist vor allem aufgrund ihrer ungeheuren Dichte an Künstlerinnen und Künstlern der 1920er-Jahre einzigartig", sagt der Kustos Roman Zieglgänsberger vom Landesmuseum Wiesbaden. In Brabants Wohnung hingen die größten Namen neben völlig Unbekannten und alles verschmelze zu einem gleichwertigen Kunstkosmos.

"Frank Brabant hat über die Jahrzehnte völlig autodidaktisch ein untrügliches Gespür für Qualität entwickelt und hatte nie Scheu vor unbekannten Namen", ergänzt Zieglgänsberger. "Viele seiner Künstlerinnen und Künstler wurden erst später groß entdeckt, etwa Elfriede Lohse Wächtler oder Hanna Nagel." Ihre Bilder hätten schon lange an seinen Wänden gehangen, als sie in Dresden oder Mannheim in Einzelausstellungen geehrt wurden.

Erstes Bild musste er in Raten bezahlen

Brabants erstes Bild ist ein Holzschnitt von Max Pechstein. Er besuchte zufällig eine Vernissage der Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath in Frankfurt. Nach zwei spendierten Gläsern Wein wollte er nicht gehen, ohne etwas zu kaufen und suchte sich das günstigste Werk aus. "Den Preis von 300 Mark zahlte ich in Raten", erzählt Brabant. Einige Jahre später eröffnete er 1968 mit der finanziellen Unterstützung seines langjährigen Lebenspartners das "Pussycat", eine legendäre Schwulenbar und ein Szenetreff in Wiesbaden. Mit den Gewinnen aus dem Nachtclub baute Brabant seine Sammlung auf.

Dem 87-Jährigen merkt man sein Alter nicht an. Zugewandt und offen empfängt er Besucher, hellwach und manchmal fast spitzbübisch antwortet er auf Fragen und erzählt aus seinem bewegten Leben.

Er halte sich mit täglichem Sport fit, sagt Brabant. Dazu zählen Seilspringen, Gymnastik und ein Heimtrainer. Bei der Ernährung setze er auf wenig Fleisch und viel Gemüse. "Ich versuche, so gesund wie möglich zu leben." Zudem nimmt er jeden Morgen zwei Löffel Lebertran, was mit Erfahrungen aus der Kindheit zusammenhänge: In den von Not und Hunger geprägten Jahren nach Kriegsende sei seine Mutter über ein Tauschgeschäft an eine Flasche Lebertran gekommen.

Den Zweiten Weltkrieg hat er in seiner Geburtsstadt Schwerin und in Stettin bei seinen Großeltern überlebt. In den Bombennächten spendet sein Teddybär ihm Trost. Das Stofftier wird ihm nach dem Einmarsch der Alliierten von einer Russin aus den Händen gerissen und weggenommen - ein Vorfall, der ihn sehr belastet hat und der viel später in seinem Leben noch ein Nachspiel haben wird.

Brabant hadert mit dem DDR-Staat, stellt bei Parteiveranstaltungen kritische Fragen. Schließlich landet er in Stasihaft. "Drei Tage hielten sie mich fest und befragten mich, ob ich Kontakte in den Westen hätte. In meiner Zelle ging jede Stunde das Licht an", erzählt er. Nach dem Vorfall packt der 20-Jährige einen kleinen Koffer, flieht per Zug in den Westen - zunächst nach Mainz, wo er Arbeit in einem Kaufhaus findet.

"Zuerst habe ich in einem Schlafsaal mit 18 Leuten übernachtet, bevor ich in ein kleines Zimmer umziehen konnte", erzählt Brabant. Allerdings wird er kurze Zeit später denunziert. Denn homosexuelle Handlungen sind bis etwa 1970 noch strafbar. "Meine Wirtin öffnete meine Post und fand den Liebesbrief eines Mannes. Sie ging damit zur Personalabteilung des Kaufhauses." Brabant verliert seine Arbeitsstelle und sein Zimmer.

"Ich stand auf der Rheinbrücke und überlegte, ins Wasser zu gehen", erzählt der 87-Jährige. Aber er rappelt sich wieder auf, zieht nach Wiesbaden und findet einen neuen Job bei einer Versicherung. Da ihm als Nachtschwärmer das frühe Aufstehen schwerfällt, eröffnet er den Nachtclub "Pussycat".

Brabant hat nur in wenigen Ausnahmefällen ein Bild wieder verkauft. Er sei auch nicht schwach geworden, als ihm ein Russe acht Millionen Euro für ein Jawlensky-Werk bot, das lebensgroß eine Dame im roten Kleid zeigt. Wegen des Vorfalls mit der Russin und seinem Teddybären sei es für ihn unvorstellbar gewesen, sein Bild nach Russland zu verkaufen, sagt Brabant. Er schenkte das Gemälde dem Museum Wiesbaden.

In Friedrichshagen: Altargemälde in Christophoruskirche freigelegt
In Friedrichshagen: Altargemälde in Christophoruskirche freigelegtDas Gotteshaus in der Friedrichshagener Bölschestraße wurde in den vergangenen Jahren saniert. Dabei kam auch ein verborgenes Gemälde zum Vorschein.

Besucherinnen und Besucher können ab diesem Wochenende ein bislang verborgenes Altargemälde in der Christophoruskirche in Berlin-Friedrichshagen begutachten. Bei dem Bild handelt es sich um die Darstellung des Abendmahls aus dem Jahr 1903, wie Pfarrer Markus Böttcher mitteilte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bild demnach überstrichen. Nun wurde es aufwendig wieder freigelegt.

Gottesdienst am Sonntag

Für Sonntag ist ein Gottesdienst (11.00 Uhr) geplant, an dem auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner teilnehmen will.

Die Kirche wurde in den vergangenen Jahren saniert. Unter anderem bekam sie neue Fenster, eine neue Heizung und eine neue Beleuchtung. Gesamtkosten laut Kirche: über 3,7 Millionen Euro.

Der Grundstein für die Kirche wurde im Jahr 1901 gelegt. Im Jahr 1903 wurde sie nach zwei Jahren Bauzeit eingeweiht.

Unter Vorwand ins Café gelockt: Drei mutmaßliche Russland-Spione in Frankfurt vor Gericht
Unter Vorwand ins Café gelockt: Drei mutmaßliche Russland-Spione in Frankfurt vor GerichtWas man in einem Krimi erwarten würde, soll sich im Sommer 2024 in der realen Welt in Frankfurt abgespielt haben. Drei Männer sollen für den russischen Geheimdienst einen Mann im Visier gehabt haben.

Drei Männer sollen im Auftrag eines russischen Geheimdiensts in Deutschland einen kriegsversehrten früheren ukrainischen Offizier ausspioniert haben. Wegen der Vorwürfe müssen sie sich ab Dienstag (9. Dezember) vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt verantworten.

Einer der Angeklagten, ein armenischer Staatsangehöriger, soll den Spionage-Auftrag Anfang Mai 2024 erhalten und dafür die anderen beiden angeheuert haben - einen Ukrainer und einen Russen.

Treffen in Innenstadt-Café geplant

Unter einem Vorwand soll die Zielperson im Juni 2024 zu einem Treffen in einem Cafè in der Frankfurter Innenstadt gelockt worden sein. Die Angeklagten sollen sich vor Ort bereitgehalten haben, um den Mann zu identifizieren und nähere Informationen über ihn zu gewinnen - mit ernstem Hintergrund.

Das Gericht geht davon aus, dass das Ausspähen und das geplante Treffen vermutlich der Vorbereitung weiterer geheimdienstlicher Operationen in Deutschland hätte dienen sollen - möglicherweise bis hin zur Tötung des Mannes.

Festnahme in Frankfurt im Juni 2024

Dieser hatte sich jedoch schon zuvor an die deutsche Polizei gewandt, das Treffen kam daher nicht zustande. Am 19. Juni 2024 wurden die drei Angeklagten in Frankfurt festgenommen, seither sitzen sie in Untersuchungshaft.

Ihnen wird vorgeworfen, in einem besonders schweren Fall für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein. Die Anklage der Bundesanwaltschaft folgte im Mai 2025.

Zielperson war beim ukrainischen Geheimdienst

Bei der Zielperson handelt es sich um einen kriegsversehrten ehemaligen Offizier, der in der Ukraine für den militärischen Geheimdienst tätig war, bevor er im Sommer 2023 nach Deutschland übersiedelte, wie aus einem im September 2024 veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs hervorgeht.

In russischen Medien wurde er demnach beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben, indem er an der Tötung gefangener russischer Soldaten mitwirkte. Die mutmaßlichen Spione nahmen den Angaben zufolge über einen Messengerdienst Kontakt zu ihm auf.

Der Prozess beginnt am Dienstag um 10.00 Uhr. Es sind zahlreiche weitere Termine bis Ende Mai 2026 angesetzt.

Migration: "Sichere Häfen" – Initiative kritisiert mangelnde Umsetzung
Migration: "Sichere Häfen" – Initiative kritisiert mangelnde UmsetzungKommunen haben sich auch in Hessen seit 2018 zu "Sicheren Häfen" erklärt. Das Ziel der internationalen Initiative: mehr Flüchtlinge aufnehmen - gegen das Sterben auf dem Mittelmeer. Ist das gelungen?

Indem sie freiwillig mehr Flüchtlinge als gesetzlich vorgeschrieben aufnehmen, wollen Städte und Gemeinden seit 2018 das Sterben auf dem Mittelmeer verhindern. In Hessen schlossen sich laut dem Bündnis Seebrücke seitdem 26 Kommunen der internationalen Initiative "Sichere Häfen" an. Mit Blick auf die Umsetzung der einzelnen Forderungen kritisieren die Initiatoren allerdings die Städte.

"Zum Teil ist die Erklärung zum "Sicheren Hafen" mittlerweile zu einem Lippenbekenntnis verkümmert", teilte Nadine Henkel von der Seebrücke Frankfurt auf dpa-Anfrage mit. Zu den Zielen der Initiative gehörten etwa die aktive Unterstützung der Seenotrettung und die Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge. Viele Kommunen beschränkten sich aber auf öffentliche Erklärungen, sagt Henkel. "So führt beispielsweise Kassel weiterhin den Titel, ist aber als Stadt weitestgehend inaktiv."

Städte verweisen bei Aufnahmequoten auf Bund, Land und EU

Die Stadtverwaltung Kassel erklärte: "Der Beschluss aus Kassel oder auch vielen anderen Städten in Deutschland führt derzeit nicht dazu, dass diese Städte in eigener Regie Geflüchtete aufnehmen können." Die Verwaltung sei im Austausch mit der Ortsgruppe der Seebrücke. Es gebe aber kein "aktives Controlling", inwiefern das kommunale Handeln Forderungen der Initiative im Detail entspreche.

Bei der Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge verwiesen auch die Städte Marburg und Darmstadt auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten wegen Vorgaben von Bund, Land und EU.

Mit dem Beitritt zur Initiative "Sichere Häfen" habe Darmstadt sich bereit erklärt, Menschen aufzunehmen, die aus Seenot gerettet oder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern an den EU-Außengrenzen untergebracht worden seien, sagte Darmstadts Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne). "Es ist unverständlich und bedauerlich, dass bis heute keine Zuweisungen erfolgten, die explizit diese Schutzbedürftigkeit ausweisen."

Seebrücke: Es fehlt "politischer Wille"

Selbst wenn Städte wie Frankfurt mehr Geflüchtete als durch Verteilungsschlüssel vorgeschrieben aufgenommen hätten, seien das vermehrt Menschen aus der Ukraine gewesen. "Das war und ist gut und richtig, darf aber nicht zulasten der Aufnahmebereitschaft gegenüber Geflüchteten aus anderen Regionen gehen", erklärte Henkel. Eigentlich habe die Erklärung zum "Sicheren Hafen" auch darauf abgezielt, aus Seenot im Mittelmeer gerettete Menschen aufzunehmen.

Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) arbeite momentan an einem Appell an die Bundesregierung, teilte ein Stadtsprecher weiter mit. Darin fordert die hessische Metropole gemeinsam mit anderen Städten unter anderem ein dauerhaftes Bleiberecht für geduldete Migranten.

Demokratie und Extremismus: Hering: Brauchen mehr Treffpunkte aller sozialen Schichten
Demokratie und Extremismus: Hering: Brauchen mehr Treffpunkte aller sozialen SchichtenEine Studie hat gezeigt, dass die Zufriedenheit der Rheinland-Pfälzer mit der Demokratie abnimmt. Welche Schlüsse der Landtagspräsident daraus zieht.

Für den rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hendrik Hering ist ein mangelnder Austausch zwischen gesellschaftlichen Schichten ein Grund für wachsende Demokratieskepsis – und genau an dem Punkt will der Landtag künftig noch mehr als bislang ansetzen. "Es gibt zu wenige Orte in der Gesellschaft, wo alle sozialen Schichten zusammenkommen", sagte Hering der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

"Die müssen wir wieder schaffen und wieder lernen, gemeinsam zu diskutieren", sagte Hering. Früher habe es mehr solche Orte für Austausch gegeben, von der Kirche bis zum Sportverein, die Wohngebiete seien durchmischter gewesen. Organisiert werden könne mehr gesellschaftlicher Austausch etwa in Bibliotheken, in Volkshochschulen, in von Kirchen aufgegebenen Gebäuden, über Stiftungen oder an vielen anderen Orten.

Landtag will vor Ort mit Menschen reden

Der Landtag will künftig noch mehr gezielt ins Land gehen und vor Ort mit Menschen ins Gespräch kommen. Dass es Bedarf nach Austausch gebe, habe er kürzlich selbst in dem kleinen Ort Blankenrath im Hunsrück erlebt. Dort habe die AfD bei der Bundestagswahl deutlich mehr als 30 Prozent der Stimmen geholt. "Das hat die Leute schockiert", sagte Hering.

Daraufhin habe sich eine Demokratie-Initiative namens "Haltung zeigen" gebildet. Bei einer Podiumsdiskussion der Initiative seien immerhin 170 Leute gewesen. "Das zeigt, man kann etwas anstoßen." Noch deutlicher sollte nach Ansicht Herings gemacht werden, dass Engagement für die Demokratie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.

Hering sieht Bringschuld bei der Politik

"Wir haben eine gewisse Bringschuld als Politik, aber auch als Gesellschaft", sagte Hering. "Politiker müssen mehr auf die Leute zugehen." Wenn Menschen die Möglichkeit gegeben werde, sich zu äußern, über Dinge zu sprechen, die sie bewegen, und in einen respektvollen Meinungsaustausch zu kommen, sei das ein "positives Demokratieerlebnis". In der öffentlichen Debatte gehe allzu oft der Wert des Kompromisses verloren, "obwohl dieser als Scharnier unserer Demokratie funktioniert, als Mittel des Interessenausgleichs und des gegenseitigen Verständnisses".

Hering verwies auf das vor einigen Jahren vom Landtag gestartete Projekt "Unternehmen als Ort gelebter Demokratie", an dem nach Landtagsangaben zwischen 2022 und Ende November dieses Jahres bereits 13 berufsbildende Schulen mitgemacht haben bei insgesamt knapp 7.600 Teilnehmenden in mehr als 400 Workshops.

Projekt mit "Aha-Effekt"

Dabei werden Auszubildende zunächst nach Mainz in den Landtag eingeladen, später folgt ein Besuch im Betrieb samt einer Diskussion, an der auch Vorgesetzte teilnehmen. Häufig werde deutlich, dass ein Austausch zu gesellschaftlichen Fragen einen "Aha-Effekt" für beide Seiten habe.

Positive Demokratieerlebnisse braucht es nach Ansicht Herings nicht zuletzt auch angesichts der Ergebnisse des jüngsten, Ende Oktober vorgestellten Rheinland-Pfalz-Monitors. Dem zufolge nimmt die Zufriedenheit der Menschen im Land mit dem Funktionieren der Demokratie trotz allgemeiner Zustimmung ab. Die Gruppe derer mit sehr rechten bis rechtsextremen Einstellungen ist der Studie zufolge innerhalb von zwei Jahren gewachsen und hat sich radikalisiert.

Landtagswahl: Wahlprogramm: CDU will faulen Lehrern Druck machen
Landtagswahl: Wahlprogramm: CDU will faulen Lehrern Druck machenWer dauerhaft als Lehrer wenig leistet, soll an Schulen künftig Konsequenzen erleben. Die CDU will Schulleitungen dafür Instrumente an die Hand geben.

Die Südwest-CDU will mehr Druck machen auf Drückeberger an den Schulen: Nach Plänen der Partei sollen sich die Verantwortung und das Leistungsprinzip im Lehrerberuf künftig stärker niederschlagen. "Wir versetzen Schulleitungen in die Lage, Engagement, Verlässlichkeit und besondere Leistung zu honorieren und schaffen dafür nachvollziehbare Kriterien sowie geeignete Evaluationsinstrumente", heißt es im Entwurf des Regierungsprogramms, das der Parteitag in Heidelberg am Samstag beschließen und mit dem die CDU in den Wahlkampf ziehen will.

Dort steht auch: "Zugleich geben wir Schulleitungen wirksame, rechtskonforme Werkzeuge an die Hand, um dauerhaft mangelnde Leistungsbereitschaft und Pflichtverletzungen zu adressieren – von strukturiertem Feedback über verbindliche Entwicklungsvereinbarungen bis hin zu abgestuften Sanktionen."

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Sturm, sagte, Schulleitungen und Bildungsverbände hätten der Partei zurückgespiegelt, dass man wenig Handhabe habe, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer etwa weigerten, Fortbildungen zu machen. Dabei gebe es eine Fortbildungspflicht. Sturm nannte zudem einen hohen Krankenstand. Die Möglichkeiten der Sanktionierung seien aber begrenzt, räumte er ein. So könne man Lehrern die Bezahlung nicht kürzen, da sie ja verbeamtet seien. Man werde versuchen, es über Anreize zu regeln - etwa, Fortbildungen auch in den Ferien anzubieten.

"Gesundheit in Deutschland": RKI-Erhebung: Deutsche schätzen Gesundheit schlechter ein
"Gesundheit in Deutschland": RKI-Erhebung: Deutsche schätzen Gesundheit schlechter einLaut neuen RKI-Daten schätzten Bundesbürger 2024 ihre Gesundheit als weniger gut ein als im Vorjahr. Und bei fast allen Problemen gibt es ein soziales Gefälle.

Die Menschen in Deutschland haben im Jahr 2024 ihre gesundheitliche Lage als weniger gut angesehen als noch ein Jahr zuvor. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht "Gesundheit in Deutschland" schreibt, schätzten im vergangenen Jahr 64,2 Prozent der Erwachsenen ihre Gesundheit als sehr gut oder gut ein. Altersstandardisiert entspreche das einem Rückgang um mehr als drei Prozentpunkte gegenüber 2023.

Demnach wiesen 21,9 Prozent der Befragten eine depressive Symptomatik auf. Mehr als die Hälfte – 53,7 Prozent – berichtete von einer chronischen Erkrankung oder einem lange anhaltenden Gesundheitsproblem. Besonders hoch lag der Anteil den Angaben zufolge in Gruppen mit niedrigem Bildungsniveau.

Die Ergebnisse zeigen demnach deutliche Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen: Gesundheitliche Einschränkungen nehmen mit dem Alter zu, während jüngere Menschen besonders häufig psychisch belastet sind. Für fast alle Probleme sieht das RKI zudem soziale Ungleichheiten.

RKI will Datenpool erweitern

Die Zahlen stammen aus dem neuen RKI-Panel "Gesundheit in Deutschland", dessen erste umfangreiche Ergebnisse nun veröffentlicht wurden. An der Erhebung nehmen mehr als 40.000 Personen ab 16 Jahren teil, die regelmäßig und überwiegend online befragt werden.

Die Erhebungen betreffen unter anderem die selbst eingeschätzte Gesundheit, körperliche Einschränkungen, chronische Krankheiten, nicht-tödliche Unfallverletzungen, psychisches Wohlbefinden sowie depressive und Angst-Symptomatik. Auch Themen wie etwa Gesundheitskompetenz, Versorgungserfahrungen und gesundheitliche Belastungen durch den Klimawandel werden ausgewertet.

"Mit dem Panel ist es möglich, schnell und regelmäßig umfassende Daten zur gesundheit­lichen Lage der Bevölkerung zu erheben", erklärte RKI-Präsident Lars Schaade. "Auch in einer Krise ist damit jetzt die Infra­struktur vorhanden, um sehr schnell Antworten auf neue gesund­heit­liche Frage­stellungen geben zu können."

Die Struktur des Panels soll laut RKI künftig erweitert werden – etwa um Messdaten wie Blutdruck, Labordaten oder Informationen aus digitalen Geräten wie Fitnessarmbändern. Geplant ist zudem die Einbindung von Sekundärdaten, etwa von Krankenkassen oder aus der Rentenversicherung.

Verkehr: 74-Jähriger will Straße überqueren und wird tödlich verletzt
Verkehr: 74-Jähriger will Straße überqueren und wird tödlich verletztEin Senior wird in Kehl von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Die Polizei ermittelt zum Unfallhergang - hatte der Autofahrer getrunken?

Ein Fußgänger ist bei einem Unfall in Kehl (Ortenaukreis) tödlich verletzt worden. Der 74-Jährige wollte eine Straße überqueren und wurde dabei von einem Auto erfasst, wie die Polizei mitteilte. Eine Reanimation bleib erfolglos, der Mann starb noch vor Ort. Nun wird zum genauen Unfallhergang ermittelt. Dabei soll auch geklärt werden, ob der Fahrer des Wagens zuvor Alkohol getrunken hatte. Der 75-Jährige blieb den Angaben nach unverletzt. Die betroffene Landesstraße war für mehrere Stunden voll gesperrt.